Der Reaktorleiter Stephan Welzel hatte am 26.06.2019 bei der FU-Veranstaltung "Der Forschungsreaktor in Wannsee: das Dialogverfahren zum Rückbau" im Rahmen der FU
Veranstaltungsreihe "Der Atomkonflikt in Deutschland – bis in alle Ewigkeit?" den Abschalttermin auf Mittwoch 11.12.2019 vorverlegt.

Also noch 16 Wochen bis zur Abschaltung. Grund genug, an dieser Stelle einen Countdown zu veröffentlichen. Countdown8

Hauptstadtflughafen: ein reales „Restrisiko“

Kurz bevor ich diesen Text schreibe, startet heute (22.08.2019) um 06:24 Uhr in Berlin-Schönefeld mit Ziel Berlin-Tegel ostwärts ein Flugzeug mit der Bezeichnung EZY9041, steigt zunächst auf 1.500m, wendet über Rüdersdorf, überquert Neukölln, geht in den Sinkflug und passiert dann gegen 06:34 Uhr parallel der Königstraße den Atomreaktor Wannsee in einer Höhe von 900m.

Das sind zwar 240m über der Höhe der geltenden Flugbeschränkung von 660m, aber es verdeutlicht eindrücklich das „Restrisiko“, das die Bevölkerung von Berlin und Potsdam seit Jahren trägt. Seit Monaten hatte ich den Flugradar nicht mehr geöffnet und nun stoße ich nach Minuten im Livetrack auf diesen Flug! Im Archiv lässt sich der Flug von jedem nachverfolgen: 22.08.2019/06:24 Uhr eingeben auf http://travisber.topsonic.aero/.

Die Reaktorsicherheitskommission (RSK) sagt 2012 zum Szenario Flugzeugabsturz:

"Da beim BER II infolge des Absturzes eines Verkehrsflugzeugs oder eines schnell fliegenden Militärflugzeugs auf das Reaktorgebäude ein Kernschmelzen ohne Wasserüberdeckung mit erheblichen radiologischen Auswirkungen (Überschreitung von Eingreifrichtwerten des Katastrophenschutzes für eine Evakuierung der Bevölkerung in der Umgebung der Anlage) nicht ausgeschlossen werden kann, ist keiner der von der RSK für Flugzeugabsturz definierten Schutzgrade erfüllt." (http://www.rskonline.de/sites/default/files/reports/epanlage1rsk447hp.pdf)

Natürlich, da stimme ich zu, hat ein Flugzeugabsturz durch einen technischen Defekt zielgenau über dem Reaktor eine sehr hohe Unwahrscheinlichkeit. Jeder verantwortungsvolle Pilot würde zudem noch alles daransetzen, den Reaktor zu verfehlen, um die Katastrophe zu minimieren.

Aber leider ist das heutzutage ja nicht die einzige Gefahr. (Bewußt?) nicht untersucht und bewertet wurden durch die Reaktorsicherheitskommission:

  • die Bedrohung durch einen gezielten Flugzeugabsturz (sei es nun durch Terroristen oder einen suizidalen Piloten*)
  • Drohnen als Hilfsmittel für Terrorangriffe
  • der Angriff mit einem Hubschrauber
  • die Bedrohung durch Terrorangriff vom Boden
  • die Bedrohung durch Innentäter.

Deshalb sage ich „Glück gehabt“ und wünsche uns, dass dieses Glück noch ein paar Wochen anhält.

Mehr Hintergrundinformation zum Thema im Download Wissenssammlung: https://www.atomreaktor-wannsee-dichtmachen.de/wissenssammlung.html
auf den Seiten 16-21

  • Gefahr aus der Luft
  • erhöhte Terrorgefahr
  • Szenario „Terroristischer Angriff“
  • Überwachung des Luftraums
  • Gewachsenes Risiko von Terroranschlägen
  • Warum wurde bei der Erweiterung auf 10 MW auf den Schutz …
  • Drohnen
  • Bewertung durch die Reaktorsicherheitskommission 2012
  • Gleichzeitiger Treibstoffbrand wurde nicht beachtet

* https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/absturz-in-den-alpen/germanwings-absturz-aehnliche-selbstmord-faelle-von-piloten-13507473.html

EZY9041

Flugbahn von EZY9041 am 22.08.2019 um 06:24 Uhr aus: http://travisber.topsonic.aero/

Die älteren Countdown's finden Sie unter dem Menüpunkt "Stilllegung und Rückbau"