Fehlende Deponie für den Freigabeatommüll ...
Die "Anti-Atom-Initiative Karlsruhe" hat uns die Pressemitteilung "Abriss der Atomkraftwerke in Philippsburg läuft nicht rund" vom 03.06.2024 übergeben. Darin heißt es u.a.:
Der ‚Rückbau‘ der Atomreaktoren in Philippsburg stockt. Grund: Es gibt keine Deponie für den Freigabeatommüll im Landkreis Karlsruhe. Herr Schell (EnBW-Vorstandsvorsitzender bis März 2024) hatte 2023 mit Namensnennung den Landkreischef Schnaudigel dafür verantwortlich gemacht. In der EnBW- Hauptversammlung 2024 wurde dies erneut bestätigt und der Schaden mit einem unteren zweistelligen Millionenbetrag angegeben.
In allen Infokommissionen haben wir, die Anti-Atom-Initiative Karlsruhe, den Landkreis auf seine Bringschuld für diese Deponie hingewiesen. Anscheinend ohne Erfolg"
Aus der Mitteilung der Europäischen Wirtschaftsdienst GmbH (EUWID 11/2023) wissen wir, dass es sich um sogenannte "freigemessene, nicht radioaktive Abfälle" handelt, für die der Landkreis Karlsruhe keine geeignete Deponie besitzt. Versucht man diese Informationen in die Begriffswelt der Strahlenschutzverordnung umzusetzen, dann wird es sich wahrscheinlich um Abfälle aus dem AKW handeln, die
- für eine "Uneingeschränkte Freigabe" NICHT in Frage kommen, da die nachgewiesene Aktivität in diesen Chargen die "festgelegten Freigabewerte für die uneingeschränkte Freigabe" überschreitet. Damit darf dieser Abfall NICHT "uneingeschränkt wiederverwendet, verwertet oder wie gewöhnlicher Abfall entsorgt werden",
- jedoch die Bedingungen für eine "Spezifische Freigabe" erfüllen z.B. bei einer spezifischen Freigabe von Metallschrott zum Recycling durch Einschmelzen oder eine Maximalmenge für die Abgabe auf eine geiegnete Deponie.
Nur so wird verständlich, dass man für diese Abfälle auf eine geeignete Deponie angewiesen ist. Die Mindestanforderungen an eine solche Deponie wurden in der Strahlenschutzverordnung Anlage 8 definiert.
Atomschrott im Nordmeer - Russlands vergessenes Erbe
Ein lesenswerter Artikel in der taz vom 27.05.2024:
Nukleare Sprengköpfe und Atom-U-Boote aus dem Kalten Krieg lagern im Nordmeer. Seit dem Angriff auf die Ukraine kümmert sich niemand mehr darum. Etwa 17.000 radioaktiv strahlende Objekte lagern im hohen Norden in der Barentssee und der Karasee, zwei nördlich von Russland gelegenen Randmeeren des Arktischen Ozeans. Der nukleare Schrott umfasst die ganze Bandbreite der für die Marine einer Weltmacht erforderlichen Ausrüstung: atomare Sprengköpfe, Behälter mit radioaktivem Müll, abgebrannte und nicht abgebrannte Brennstäbe, Atomreaktoren von abgewrackten oder versenkten U-Booten und auch komplette Atom-U-Boote."
Zum Weiterlesen:
taz vom 27.05.2024: https://taz.de/Atomschrott-im-Nordmeer/!6010263/
Unglücksfälle und Abwrackung von Atom-U-Booten in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Atom-U-Boot
Anti-Atom-Protest in Münster wegen des Friedens-Preises an Minister Macron
Wir zitieren aus der BBU-Pressemitteilung vom 27.05.2024:
Friedens-Preis an Minister Macron / Anti-Atom-Protest in Münster wegen Frankreichs internationaler Atomgeschäfte
(Bonn, Gronau, Lingen, Münster, 27.05.2024)
Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) weist darauf hin, dass am Dienstag (28. Mai 2024) in Münster gegen die deutsch-französisch-russische
Atomgeschäfte demonstriert wird. Anlass dafür ist einerseits die Verleihung des Westfälischen Friedenspreises an den französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Anderseits soll mit der Aktion gegen den geplanten Bau russischer Brennelemente für osteuropäische Atomkraftwerke in der Brennelementefabrik in Lingen (Niedersachsen) demonstriert werden. Die Anlage gehört dem französischen Atomkonzern Framatome.In einer Mitteilung der Initiative für den Sofortigen Atomaussieg (SOFA) Münster heißt es dazu: „Wegen der fortdauernden Geschäfte französischer Staatsunternehmen mit dem russischen Atom-Konzern Rosatom rufen wir gemeinsam mit Atomkraftgegner*innen aus Deutschland, Frankreich und Russland für kommenden Dienstag (28.5.) ab 9 Uhr zum Protest am LWL Museum für Kunst und Kultur (Vorplatz Rothenburg, gegenüber Aegidiimarkt) in Münster auf.“
Weitere Informationen zur Mahnwache und zu den Hintergründen: https://sofa-ms.de
Öffentliche Anhörung im Umweltausschuss zur Endlagersuche
Der Umweltausschuss befasst sich am Mittwoch, 5. Juni 2024, mit der Suche nach einem Endlager für den deutschen Atommüll. Grundlage der öffentlichen Anhörung ist ein Antrag der CDU/CSU-Fraktion, in dem diese fordert, die Endlagersuche zu beschleunigen (20/5217). https://dserver.bundestag.de/btd/20/052/2005217.pdf
Es gelte, „jegliches Beschleunigungspotential im Rahmen des Standortauswahlgesetzes zu identifizieren“ und zu heben, heißt es darin. Öffentlichkeitsbeteiligung und fachliche Qualität dürften jedoch nicht beschnitten werden. (21.05.2024)
Die Sitzung wird live auf www.bundestag.de übertragen.
Zeit: Mittwoch, 5. Juni 2024, 11 Uhr bis 13 Uhr
Ort: Berlin, Paul-Löbe-Haus, Sitzungssaal E 700
Ergänzung vom 06.06.2024:
Eine kritische Einschätzung der Ergebnisse der Anhörung kann man lesen unter:
Risiko und nicht geplant – Bundestag hört an: Atommülllagerung oberirdisch für viel weitere Jahrzehnte
Neuer TerraX Beitrag mit Harald Lesch: Alles Kernkraft, alles bingo?
Danke an Harald Lesch, der das immer wieder aufflammende Thema "Renaissance der Atomkraft" wieder gut auf den Punkt gebracht hat. Natürlich gab es in unserer Gruppe auch Meinungen, dass dieses oder jenes Argument gegen die versuchte internationale Atomkraft-Renaissance fehlten. Das kann sein, aber lange Vorträge werden seltener angeschaut. Harald Lesch hat mit diesem 16min Video eine Breitenwirksamkeit erreicht. Immerhin hatte es nach 2 Tagen auf youtube schon ca 230000 Zuschauer und nicht gezählte Aufrufe direkt in der ZDF Mediathek. Bei den Kommentaren zu dem Video gab es deshalb viele Dankesworte z.B.
@rudirico vor 1 Tag: Sehr gut erklärt. Jeder Politiker der Kernkraft für unverzichtbar hält, sollte sich dieses Video erst mal ansehen."
Doch die Frage ist nur, ob sich unsere Entscheidungsträger, die Politiker in Deutschland (incl. Bayern) oder auch auf EU Ebene, von Wissenschaftlern beraten lassen wollen oder aber eher die Dankesbezeugungen von Lobbyisten bevorzugen!?
Video zu finden unter: https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x/lesch-und-co-alles-kernkraft-alles-bingo-100.html
Das ZDF hat das Video mit folgendem Text beworben:
Was, wenn wir die gesamte Stromversorgung in Deutschland auf Kernkraft umstellen würden? Kernenergie wäre doch eine stabile, klimafreundliche Lösung. Und für das Problem mit dem Atommüll gibt es mit Transmutationsanlagen auch eine Lösung. Oder nicht?"
- Videolänge:
- Datum:
- Verfügbarkeit:
- Video verfügbar bis 15.05.2034
ICAN trifft sich mit Betroffenen von Atomwaffentests in Kasachstan
ICAN hatte gestern unsere Gruppe über eine tolle Aktion informiert. Wir zitieren aus dieser Mail:
Endlich geht es los! Wir sind in Kasachstan für unsere Bildungs- und Delegationsreise zur nuklearen Geschichte des Landes. Gestern haben wir Vertreter*innen des Außenministeriums getroffen und mit Wissenschaftler*innen der Nazarbayev Universität gesprochen. Kasachstan spielt eine zentrale Rolle in der Abrüstungsdiplomatie: Das Land hat derzeit den Vorsitz der Konferenz des Nuklearen Nichtverbreitungsvertrages und 2024 den der Konferenz des Atomwaffenverbotsvertrages inne.
Die deutsche Bundesregierung beteuert immer wieder, dass sie sich international für nukleare Abrüstung einsetzen will. Mit unserer Reise zeigen wir ihr, wie das geht: Wir knüpfen Kontakte in der kasachischen Hauptstadt Astana, treten in politische Dialoge und fast noch wichtiger - wir gehen ins direkte Gespräch mit den von Atomwaffen betroffenen Menschen."
Zu ergänzen ist, dass Kasachstan eine rege Anti-Atom-Bewegung besitzt. Hervorzuheben ist das "The ATOM Project" wobei ATOM für "Abolish Testing. Our Mission" (Tests abschaffen. Unsere Mission.) steht. Nach der Schließung des kasachischen Testgeländes Semipalatinsk setzt sich Kasachstan zwar für eine atomwaffenfreie Welt ein, ist gleichzeitig aber der größte Uranerzproduzent der Welt.
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Gefahr im Verzug: Atomkraftgegner*innen beantragen sofortiges Einschreiten der Atomaufsicht in Lingen
Gestern, am 11.05.2024 hatte das Bündnis AgiEL – Atomkraftgegner:innen im Emsland und .ausgestrahlt eine gemeinsame Pressemitteilung herausgegeben:
Darin heißt es:
Die durch Recherchen von Atomkraftgegner*innen vor wenigen Tagen aufgedeckten Aktivitäten des russischen Staatskonzerns Rosatom und des Betreibers der Brennelemente-Fabrik in Lingen, Framatome ANF, sind nach einer juristischen Bewertung der Atomrechtlerin Michèle John (Kanzlei Günther, Hamburg) als ungenehmigter vorgezogener Ausbau der Brennelemente-Fabrik zu bewerten und damit illegal.
Die Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt hat deshalb gemeinsam mit dem Bündnis AgiEl beim für die Atomaufsicht in Lingen zuständigen Niedersächsischen Ministerium für Umwelt einen Antrag auf sofortiges aufsichtliches Einschreiten gem. § 19 Abs. 3 S. 2 Nr. 3 Atomgesetz gestellt."
Unsere Wahlprüfsteine zur Europawahl 2024
In Vorbereitung der Europawahl 2024 ist der Wahl-o-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) wieder eine willkommene Ergänzung, um sich seine persönliche Wahlentscheidung bestätigen zu lassen oder aber auch, um sich ohne viel Mühe eine Meinung zu den umfangreichen Wahlprogrammen zu bilden. Doch leider wird der Wahl-o-Mat keine vollständige Analyse der Wahlprogramme bieten können.
Aus diesem Grund hat das Anti-Atom-Bündnis Berlin Potsdam folgende Themen als Wahlprüfsteine ausgewählt:
- Wie steht die Partei zur Nato bzw. zur Verteidigung? Was wird zu Atomwaffen ausgesagt?
- Wie steht die Partei zu Fragen der Kernenergie und der Kernfusion?
- Welche Kernaussagen werden zum Klimaschutz und zu den Erneuerbaren Energien getroffen?
- Wie soll sich die EU demokratisch entwickeln? Wird das Parlament das sogenannte Initiativ-Recht für Gesetzesvorlagen erhalten?
- Wie steht die Partei zum Problem des Lobbyismus?
- Zwei Arbeitsorte für das EU Parlament kosten viel. Wer will das ändern?
Dabei gehören die Fragen 1 und 2 seit Beginn des Anti-Atom-Bündnisses Berlin Potsdam zu seinen Wahlprüfsteinen. Es schließt sich die existenzielle Frage des Klimawandels an (3). Angeregt durch das aktuelle Buch von Nico Semsrott "Brüssel sehen und sterben - Wie ich im Europaparlament meinen Glauben an (fast) alles verloren habe", wurden die Fragen 4 bis 6 formuliert. Laut bpb soll „Die Europäische Union … eine Union der Staaten und der Bürger [sein]. Sie hat also eine doppelte Legitimitätsgrundlage, durch die Mitgliedstaaten (diese vertreten durch die Regierungen) und durch die Bevölkerung (diese vertreten durch das Europäische Parlament)“. Doch ist die derzeitige Struktur der Europäischen Union zeitgemäß, demokratisch und effektiv?
Folgende Wahlprogramme wurden ausgewertet:
Zweiter Zwischenbericht der Begleitgruppe zum Rückbau des Forschungsreaktors BER II
Da der Begriff "Begleitgruppe" aus der Überschrift nur wenig bekannt ist, soll an dieser Stelle kurz das moderierte Dialogverfahren zum Rückbau des Forschungsreaktors BER II skizziert werden. Das Dialogverfahren wurde 2017 durch das HZB ins Leben gerufen. Die Dialoggruppe setzt sich aus der Begleitgruppe und Vertretern des HZB zusammen. Und in der Begleitgruppe wiederum sind interessierte Bürger, Vertreter von Verbänden, BI's und Parteien. An dem Dialogverfahren zum Rückbau des Berliner Forschungsreaktors BER II nehmen auch Vertreter unseres Anti-Atom-Bündnisses Berlin Potsdam teil.
Im April diesen Jahres hatte die Begleitgruppe das Dokument "Zweiter Zwischenbericht der Begleitgruppe zum Rückbau des Forschungsreaktors BER II des Helmholtz-Zentrums Berlin (HZB)" verabschiedet.
Wir möchten an dieser Stelle nur die Schlussbemerkung aus dem Zwischenbericht zitieren:
Die Begleitgruppe stellt mit einer gewissen Befriedigung fest, dass es in den bisherigen Diskussionen zum Stilllegungsprozess und zu erforderlichen Maßnahmen zumeist gelungen ist, mit dem HZB jeweils einen Konsens zu erreichen. Es sind jedoch noch einige Dissens-Punkte übriggeblieben, bei denen die Begleitgruppe hofft, dass sie sich im weiteren Verlauf ausräumen lassen.
Weiterlesen: Zweiter Zwischenbericht der Begleitgruppe zum Rückbau des Forschungsreaktors BER II
Braucht Deutschland ein Fusionsgesetz?
Ergänzt am 23.04.2024
Wir hatten die "Kernfusion" und den dabei entstehenden Atommüll in der letzten Zeit mehrfach thematisiert (15. Dezember 2022, 26. Oktober 2023, 19. Februar 2024). Vielen Dank an unseren Leser H.A., der uns nun auf den Besuch von Ursula von der Leyen (CDU) und Markus Söder (CSU) beim Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) aufmerksam gemacht hat.
Das IPP berichtete darüber auf seiner Webseite am 11.04.2024 und zitierte Ursula von der Leyen mit „Wir müssen einen dezidierten regulatorischen Rahmen für die Kernfusion schaffen...". Die SZ vom 11.04.2024 beschrieb das Treffen in Garching mit anderen Worten. Da gibt es z.B. auch den Satz (wahrscheinlich von Söder): "Manche Vorhaben könnten aber unter rechtliche Anforderungen der Kernenergie fallen." Schön, dass Söder daran denkt ... Und die FDP weiß das auch schon: "Deutschland braucht ein Fusionsgesetz".
Unsere Sicht:
- Wer heute in die Kernfusion investiert, hat anderes im Sinn, als Strom zu erzeugen. Der BUND analysierte die Frage „Wer profitiert von Kernfusion?“ und resümierte: „Hinter der Kernfusion steckt also auch das Ziel, Forschungsgelder in militärische Fusionswaffen-Labore zu spülen“. Und laut Drucksache 20/6622 (02.05.2023) hat die Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e. V. (Max-Planck-Gesellschaft) keine Zivilklausel!
Wir lehnen Investitionen in die Forschung für die Kernfusion ab, da diese Forschungsgelder besser für die Entwicklung von effektiven Stromspeichern für die Energiewende eingesetzt werden sollten.
Vereinigung Deutscher Wissenschaftler: Erklärung zum Thema Atomwaffen, Klimawandel und Energiesicherheit
Pressemitteilung vom26. März 2024 vom "Vereinigung Deutscher Wissenschaftler"
Die Verantwortung der Wissenschaft: Atomwaffen, Klimawandel und Energiesicherheit
26. März 2024Aus Anlass der erneuten Debatte über eine deutsche oder europäische Atombewaffnung wenden wir uns als Kreis von Menschen aus Wissenschaft und Hochschule in tiefer Sorge an den Deutschen Bundestag und die Bundesregierung. ...
Weiterlesen unter:
https://vdw-ev.de/erklaerung-atomwaffen-klimawandel-energiesicherheit/
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