Nukleare Projekte
Kernfusion: Bagatellisierung durch Verschweigen?
In unserem Beitrag: "Kernfusion im Lawrence Livermore National Lab?" (15.12.2022) zitierten wir das Max-Planck-Institut (MPI) für Plasmaphysik aus deren FAQs zur Frage: "Entsteht bei der Fusion radioaktiver Abfall?". Damals fand man beim Max-Planck-Institut folgende Version, die übrigens noch heute im Webarchiv gespeichert ist:
"Ein Fusionskraftwerk erzeugt radioaktiven Abfall, weil die energiereichen Neutronen, die bei der Fusion entstehen, die Wände des Plasmagefäßes aktivieren. Wie intensiv und wie lang andauernd diese Aktivierung ausfällt, hängt von den Materialien ab, auf welche die Neutronen auftreffen. Deshalb wurden und werden für die Fusion spezielle, niedrig-aktivierbare Materialien entwickelt.
Insgesamt wird ein Fusionskraftwerk während seiner etwa 30jährigen Lebenszeit je nach Bauart zwischen 60.000 und 160.000 Tonnen radioaktiven Materials erzeugen, das nach Betriebsende des Kraftwerks zwischengelagert werden muss.
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Leserbrief an die SZ zu „Können diese Reaktoren den Strom der Zukunft liefern?“
Der Artikel „Können diese Reaktoren den Strom der Zukunft liefern?“ ist in der Süddeutschen Zeitung vom 21./22.10.2023 geschrieben von Theresa Palm erschienen. Dazu erhielten wir folgenden Leserbrief:
Sehr geehrte Damen und Herren,
auch Kernfusion produziert Atommüll und radioaktive Strahlung !
Die im Beitrag erwähnte IAEA, die ihre Mitgliedsstaaten bei der Kernfusion unterstützen will, ist nicht die Internationale Energieagentur, wie Ihre Autorin schreibt, sondern die Internationale A t o m energieagentur. Die Internationale Energieagentur hat das Kürzel IEA und andere Aufgaben. Wie bei der im Artikel angesprochenen Ausschusssitzung im Deutschen Bundestag deutlich wurde, fürchten die Kernfusionsforscher nichts so sehr wie mit der Kern- bzw. Atomenergie in Verbindung gebracht zu werden.Weiterlesen: Leserbrief an die SZ zu „Können diese Reaktoren den Strom der Zukunft liefern?“
Hunderte Wissenschaftler gehen gegen das französische Atomprogramm vor
Flamanville, Blöcke 1 und 2 sowie im Bau befindlicher Block 3 (2010)
Bild: Schoella - panoramio, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27485813
Die deutschen Medien sind immer wieder voll mit Nachrichten über Macrons Anstrengungen, den maroden Atomsektor in Frankreich zu modernisieren und auszubauen. Doch folgende Nachricht wurde in Deutschland medial (noch) nicht aufgegriffen:
Es gibt prominenten Widerstand gegen das Atomprogramm der französischen Regierung. Angesichts der Risiken und Folgen nuklearer Anlagen baten mehr als 200 Forscher, Wissenschaftler und Ingenieure als Erstunterzeichner auf der Webseite des ökologischen Magazins Reporterre am 20.06.2023, ihren Aufruf zur Ablehnung des neuen Atomprogramms zu unterzeichnen.
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Laufzeitverlängerung für niederländischen AKW-Greis?
Grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung zur Verlängerung der Laufzeit des niederländischen Atomkraftwerks Borssele
Die niederländische Regierung beabsichtigt, die Laufzeit des heute schon 50 Jahre alten Atomkraftwerks (AKW) Borssele über das Jahr 2033 hinaus zu verlängern. Dazu hat das BMUV die Unterlagen zur grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung veröffentlicht.
Es besteht die Möglichkeit, bis einschließlich 11. Juli 2023 zu dem Scoping-Entwurf und dem Beteiligungsplan per E-Mail an info(at)platformparticipatie.nl eine Stellungnahme abzugeben.
Doch damit nicht genug. Die Niederlande plant noch den Bau von zwei neuen AKWs.
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Wird die Türkei den Bau der AKWs stoppen?
Natürlich müssen aktuell die humanitären Fragen nach den Erdbeben diese Woche in der Türkei / Syrien im Vordergrund stehen. Doch trotz der riskanten Geologie plante die Türkei den Bau von Atomkraftwerken an drei Standorten. Jedoch "Die Türkei liegt in einer tektonischen Hochrisikozone – quasi einem Schleudersitz der Erdplatten." schreibt scinexx, das Wissensmagazin am 08.02.2022 über die tektonischen Hintergründe der aktuellen Erdbebenkatastrophe.
Aufbauend auf Abbildung 7 aus dem Artikel "Turkey’s electricity generation problem and nuclear energy policy" und der Karte von Markus Brauer "Erdbeben in der Türkei und in Syrien" mit den Epizentren dieser Woche ist folgende Abbildung entstanden:
Vergleicht man die türkischen AKW Standorte mit der public domain Karte aus dem Jahr 2012 "Map of seismic hazard from the Global Seismic Hazard Assessment Program (GSHAP) in terms of peak ground acceleration with a 10% chance of exceedence (or a 90% chance of non-exceedence) for an exposure time of 50 years" bezüglich der seismische Gefahr, wäre die Türkei besser beraten, die AKW-Pläne zu beerdigen.