2023 03 07 DIW

Foto: Stephan Worseck

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung e.V (DIW) bezieht regelmäßig sehr kritische Position bezüglich der Atomenergie. So stammt obiger Beitragstitel aus einer älteren DIW Veröffentlichung aus dem Jahr 2021 (DIW Wochenbericht 12 / 2021).

Heute nun wurde vom DIW die Studie „Beitrag Ausbau von Kernkraftwerken entbehrt technischer und ökonomischer Grundlagen“ veröffentlicht. Diese Studie ist nur ein Review-Artikel und umfasst 8 Seiten. Wer sich mit der Thematik schon einmal befasst hat, findet natürlich Parallelen mit dem weitaus ausführlicheren World Nuclear Status Report. Aber in der Kürze liegt die Würze und wäre damit für Politiker geeignet, da diese Studie auch zusammenfassende Bewertungen vornimmt.

Für mich waren besonders interessant: 

  • die Sicht auf die Small Modular Reactors (SMR), da dieses Konzept keine Erfindung der Neuzeit ist, sondern schon seit den 1950iger Jahren immer wieder verfolgt wurde. Quintesszenz der Studie: "Jedoch ist der aktuelle SMR-Hype unbegründet, weil es sich um alte Reaktorkonzepte handelt, die sich aufgrund von ökonomischen Nachteilen durch die geringeren Leistungen nicht etabliert haben."
  • Auch dem Konzept der "Schnellen Brüter" wird eine Absage erteilt: " Die Wettbewerbsfähigkeit dieser Reaktoren hängt von drei wesentlichen Parametern ab: dem Uranpreis, den Baukosten und den Entsorgungskosten. In keinem der drei Bereiche ist ein Kostenvorteil für die schnellen Reaktoren abzusehen."

Man kann hoffen, dass sich solche Erkenntnisse bei Politikern und Parlamentariern einbrennen. Doch das öffentliche Debakel wird leider immer wieder eröffnet.

Übrigens wurde die Studie im Rahmen eines Mini-Symposiums am 07.03. im DIW vorgestellt, das man sich auch als Video ansehen könnte. Viele Aspekte des viel zu groß gewählten Themas des Symposiums "Endlagersuche und Zukunft der Atomenergie - Wie gelingt die Atomwende in Deutschland?" konnten mit den fünf RednerInnen (Wolfram König; Judith Skudelny; Georg Zachmann, Claudia Kemfert, Christian von Hirschhausen) in den anderthalb Stunden auch nur angerissen werden. Ungünstig für die Runde der RednerInnen war, dass eine (nur) Bundestagsabgeordnete eingeladen war, die natürlich die bekannten parteipolitischen Sichtweisen ihrer Partei darstellen musste. Aus ihrer Zusammenfassung des Symposiums nahm ich mit: FDP Politiker wissen eigentlich schon alles.

Im Symposium war ebenso viel zu wenig Zeit für das Wirken der EU und deren Subventionsmechanismen unter dem Tarnmantel der "Taxonomie". Der Blick über die deutschen Grenzen endete meist in Frankreich. Unklar blieb meine Frage, welche EU-Subventionen in welcher Höhe greifen, dass Polen seine AKW Plänen reifen sieht. Klar ist, "Deutschland ist als Insel im EU Strommarkt nicht vorstellbar" und wird zukünftig auch für Fehlentscheidungen in anderen EU Ländern mit zur Kasse gebeten.

Zum Schluss ein paar Wortfetzen aus dem Symposium:

  • Hirschhausen: Wir brauchen eine Klima- und Plutonium Neutralität
  • Kemfert: Wasserstoff ist der Champagner unter den Energieträgern
  • König: Rückwirkend kann man einschätzen, dass es eine Kontinuität in den Fehleinschätzungen bezüglich der Frage der Entsorgung des Atommülls gegeben hat. Man hat die Probleme kleingeredet.

Das DIW kündigte an, jetzt an einer Studie zur Kernfusion zu arbeiten.  

S.W.