Der Artikel „Können diese Reaktoren den Strom der Zukunft liefern?“ ist in der Süddeutschen Zeitung vom 21./22.10.2023 geschrieben von Theresa Palm erschienen. Dazu erhielten wir folgenden Leserbrief:

Sehr geehrte Damen und Herren,

auch Kernfusion produziert Atommüll und radioaktive Strahlung !

Die im Beitrag erwähnte IAEA, die ihre Mitgliedsstaaten bei der Kernfusion unterstützen will, ist nicht die Internationale Energieagentur, wie Ihre Autorin schreibt, sondern die Internationale  A t o m energieagentur. Die Internationale Energieagentur hat das Kürzel IEA und andere Aufgaben. Wie bei der im Artikel angesprochenen Ausschusssitzung im Deutschen Bundestag deutlich wurde, fürchten die Kernfusionsforscher nichts so sehr wie mit der Kern- bzw.  Atomenergie in Verbindung gebracht zu werden.

Ungeachtet aller Tatsachen verbreiten sie die Mär, die Kernfusion hätte nichts mit radioaktiver Strahlung oder Atommüll zu tun – nur weil es in einem wahrscheinlich nie funktionierenden Kernfusionsreaktor zu keiner Kernschmelze kommen kann. Pardon – neuerdings soll ja auch nicht mehr von Kernfusion gesprochen werden, sondern nur von Fusion.

Das erinnert doch sehr an die von der Kernenergieindustrie geführte Auseinandersetzung in den 70er Jahren, ob man korrekterweise von Kern-oder Atomenergie sprechen müsse. Als die Verbindung zwischen ziviler und militärischer Nutzung der Atomenergie auch breiten Kreisen der Bevölkerung  bewusst wurde, hieß es von Seiten der Atomlobbyisten plötzlich, „Kernenergie“ sei der wissenschaftlich korrekte Begriff, „Atomenergie“ sei ideologisch. Dabei wurden die ersten Kraftwerke von den Betreibern selbst Atomkraftwerke genannt, das einschlägige Gesetz Atomgesetz und selbst die Lobbyorganisation hieß „Deutsches Atomforum“ (heute: KernD).

Mit freundlichen Grüßen
D.

 

Vielen Dank für den Leserbrief!
Um einen Einstieg in die Aktivitäten der IAEA zur Kernfusion zu bekommen, verweisen wir auf den Bericht "World Fusion Outlook 2023", den der IAEA Generaldirektor Grossi während der Eröffnungspressekonferenz der 29. IAEA Fusion Energy Conference (FEC) am 16.10.2023 vorstellte.

Press Conference IAEA UKAEA fec23 6189

Bild: IAEA Imagebank Press Conference IAEA - UKAEA (fec23_6189)
Photo Credit: Dean Calma / IAEA

Update vom 26.10.2023:

  1. Weiterführende Informationen zur Kernfusion finden Sie in unserem Beitrag "Kernfusion im Lawrence Livermore National Lab?"
  2. Im Koalitionsvertrag für Bayern zwischen CSU und "Freie Wähler" ( Version vom 2023-10-26 09:49:13) heißt es auf Seite 43:

"Im Bereich der Kernfusion hat Bayern insbesondere mit dem Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Garching bereits eine weltweit führende Position. Diese hervorragende Ausgangslage im technologischen Wettbewerb wollen wir nutzen. Mit der Umsetzung des Masterplans zur Förderung der Kernfusion und neuartiger Kerntechnologien wollen wir die Fusionsforschung intensivieren. Hierzu werden wir etwa ein Bavarian Fusion Cluster errichten. Perspektivisch streben wir den Bau eines eigenen Forschungsreaktors an."